Die jährlichen Neujahrsvorsätze: Ein episches Scheitern in wenigen Tagen
Ah, der 1. Januar! Der Tag, an dem wir uns fest vornehmen, die beste Version von uns selbst zu werden – zumindest für die nächsten drei Tage. Eine magische Zeit jener herzerwärmenden Versprechen, die wir uns und anderen machen, bevor die Realität uns einholt.
Da ist sie wieder, die jährliche Zeremonie des Selbstbetrugs. Die Liste der Vorsätze liest sich wie eine Lobeshymne auf die Tugenden, die wir eigentlich das ganze Jahr über pflegen sollten. Gesündere Ernährung? Check. Mehr Sport? Check. Weniger Prokrastination*? Check. Freundlichere Umgangsweisen und kein Sarkasmus mehr gegenüber all jenen, die an unseren Nerven sägen? Selbstverständlich, Check!
Die ersten Tage des neuen Jahres sind geprägt von enthusiastischem Verzicht auf alles, was uns bisher so viel Freude und Spaß bereitet hat. Wir geloben Besserung und wissen: Obwohl es all die Jahre zuvor nicht geklappt hat – DIESES Jahr wird alles anders!
Tja, und dann kommt der Alltag, unbarmherzig und mit voller Wucht. Unsere Vorsätze verabschieden sich schneller als ein Helium-Ballon – diese 15-Euro-Scheußlichkeit, die man seinem quengelnden Kind in die Hand gedrückt hat.
Die Fitnessstudio-Mitgliedschaft? Oh, die hat schon längst ihre Existenzberechtigung verloren – genau wie die Hoffnung auf ein Sixpack. Wann hat man denn bitte die Zeit dafür?
Jeden Morgen um 5 Uhr aufzustehen, um meditierend den Sonnenaufgang zu begrüßen, ist doch absurd. Erstens muss man einigermaßen ausgeschlafen sein und zweitens lief gestern ein spannender Krimi im Fernsehen.
Gesündere Ernährung? Weißt du eigentlich, wie lange das dauert, Gemüse-Laibchen mit Radieschen-Salsa zuzubereiten? Couscous ist so staubtrocken, dass man beinahe daran erstickt und die Pizzeria hat eigentlich sehr faire Preise und liefert die runden Köstlichkeiten direkt bis vor die Haustür.
Und diese Nervensägen, denen man alles zigmal erklären muss? Versuch einfach weiterhin, nur im ersten Gang zu fahren, vielleicht wird es dadurch zum Automatikgetriebe.
Aber hey, wer braucht schon Neujahrsvorsätze? Das Leben ist viel zu kurz, um unrealistischen Zielen nachzujagen. Irgendwann werden wir all die guten Vorsätze umsetzen. Und zwar dann, wenn wir Lust darauf und auch die Zeit dafür haben. Aber nur die ganz wichtigen. Cheers.
* Prokrastination: Extremes Aufschieben. Von „Ich hab ja noch genug Zeit dafür!“ bis zum „Das muss morgen fertig sein! Das schaff ich ja nie!“-Debakel. Eine zeitgerechte Fertigstellung ist maximal noch unter enormem Druck möglich.